Vom Glück des Lernens
Vom Glück des Lernens
Grundlage allen Lernens ist Neugier und Lust am Tun. Im Spiel des kleinen Kindes können wir das beobachten: Ein Kind schaut einem anderen Menschen bei einer Tätigkeit zu. Was geschieht da? Was entsteht da? |
Ein Beispiel:
Aus Blumen am Wegrand macht vielleicht die Mutter einen schönen Strauß, der in eine Vase gesteckt und auf den Tisch gestellt wird. Wie geschieht das?
Schon greift die Hand nach der ersten Blume, um dieses "Wie" auszuprobieren. Im Tun wird es im Sinne des Wortes "begriffen". Das muss wiederholt werden. Wieder und wieder - bis es gelingt.
Vielleicht ist der erste Strauß noch nicht ganz so schön, die Stengel zu kurz, das Bouquet noch nicht geordnet, man kann nicht alle Blumen zusammenhalten. Aber der Prozess ist durchdrungen vom Glück des Lernens und das macht Lust weiter zu machen, im wiederholenden Tun zu üben, bis es gelingt.- das sind "Fortschritte". An diesem kleinen Beispiel wird deutlich, wie Lernglück entsteht.
Es hilft uns aber auch zu erkennen, wie unsere alten Begriffe von Lernen bzw. von Lehren dazu führen, dass dieses Lernglück schon in seinen Anfängen zerstört werden kann:
Der Erwachsene hat sein Bild von einem schönen Strauß vor sich - also ein Lern-Ziel. Er will es dem Kind vermitteln, zeigt - oder schlimmer: erklärt - wie es "richtig" ist. Erst wenn sein Ziel erreicht ist, ein ordentlicher Strauß in der Vase steht, ist sein Bedürfnis befriedigt.
Das könnte man Lehr-Glück nennen. Ein Ideal ist übertragen. Aber verloren ist die Lust am Ausprobieren, die Kreativität, das Lern-Glück. Und vergeben ist auch die Chance, dass etwas ganz Neues entsteht. Ein Blumenstrauß, den es so noch nie gab, ein neues Ideal!
Auf das Bild des Lern-Glück- Kleeblatts übertragen, kann man diese Situation vielleicht so darstellen:
Die Voraussetzung allen Lernens ist die Neugier. Sie klingt zusammen mit den anderen Blättern. Das Kind wurde zu seinem Tun inspiriert von einem anderen Menschen, damit ist es Teil der Menschengemeinschaft und die Freude, die sein fertiger Strauß auslöst, wirkt auch in diesem Bereich. Der eigene Weg dahin jedoch ist individuell. Ein ganz eigenes Tun und Ausprobieren, das zu immer weiteren Üben ermuntert.
Schließlich ist ein Können erworben, ein "Wissen wie es geht".
Und dies bildet wieder die Grundlage für weitere Neugier, für weiteres Lern- Glück.